Einteilung psychischer Störungen im höheren Lebensalter
Altersabhängige behandlungsbedürftige psychische Störungen, die im Alter erstmals auftreten finden sich bei insgesamt ca. 30 % der über 65 jährigen.
1. Direkt im Gehirn auftretende (primäre) Veränderungen
Demenz vom Alzheimer Typ
mit über 60 % die häufigste Ursache einer Demenz, dazu zunehmend häufig im Krankheitsverlauf als Mischform
Demenz mit Levy Körperchen
mit ca. 20 % die zweithäufigste Demenzerkrankung
Kennzeichen: Demenz, Symptome der Parkinson Erkrankung und visuelle Halluzinationen, die etwa gleichzeitig auftreten
Hochgradige Überempfindlichkeit auf Neuroleptika !
Oft in Kombination mit Alzheimer
Vaskuläre Demenz
Durchblutungsstörungen mit 10 % als Demenzursache nicht so häufig, oft Mischformen mit Alzheimer, oft in Verbindung mit kleinsten, kleineren oder größeren Schlaganfällen
Fronto-Temporale Demenz (Pick)
Ein fortschreitender Nervenzelluntergang in den vorderen Abschnitten der Hirnrinde. Schwere Verhaltensprobleme treten schon früh auf; Gedächtnisstörungen sind zu Beginn noch nicht so ausgeprägt. Im Vordergrund stehen Veränderungen der Persönlichkeit, des sozialen Verhaltens oder der Sprache. Klinische Auffälligkeiten sind mangelnde Rücksichtnahme, Taktlosigkeit, Missachtung von Umgangsformen, Gleichgültigkeit gegenüber anderen, Antriebslosigkeit, frühzeitiger Verlust der Krankheitseinsicht.
Parkinson-Demenz
Nach längerer Parkinson Erkrankung kommt später in 20% bis 40 % der Erkrankungen eine Demenz hinzu
Sekundäre Demenzursachen
- Schilddrüsen Erkrankung (Unterfunktion)
- Vitaminmangel, besonders Vitamin B12 und Folsäure
- Schwere Leber und Nierenfunktionsstörung
- Einwirkung von Medikamenten
- Raumforderungen im Gehirn mit Hirndruckerhöhung z.B. durch
- Hirntumor, Blutung, Abflussstörung des Nervenwassers
- Entzündungen im Gehirn
- Alkohol - Folge - Schäden (Alkohol-Demenz, bzw. Korsakow-Demenz)
- Die sekundären Demenzformen sind oft ursächlich behandelbar und zumindest teilweise rückbildungsfähig)
- Affektive Störungen (ca. 10 %)
- (z.B. Depressionen, Ängste, Anpassungsstörungen, Belastungen nach Trauma (oft noch nach vielen Jahren Traumareaktivierung), Zwänge)
- Verschiedene andere Störungen (ca. 10 %)
- (wahnhafte Störungen, Suchterkrankungen, Psychosomatische Störungen, Persönlichkeitsstörungen)
2. Psychische Störungen in Verbindung mit anderen häufigen neuro-psychiatrischen Störungen (Komorbidität):
- Parkinson + Demenz + Depression
- Schlaganfall + Depression + Demenz
- Chronische Schmerzsyndrome + Depression
- Alkoholkrankheit mit Korsakow-Demenz + Wesensänderung
3. Psychische Störungen bei älter werdenden Menschen mit Schwerst- und Mehrfachbehinderungen (körperlich – psychisch – geistig - neurologisch)
- Geistige Behinderung + Demenz + Depression + Wesensänderung + Störung der Impulskontrolle
- (z.B. Down Syndrom + Alzheimer)
- Epilepsie + Wesensänderung + Psychose + Demenz
- Suchterkrankungen + Wesensänderung + Demenz + Depression
- Chronische Schizophrenie + Bewegungsstörungen (EPS)
- Chronifizierte Depression + Demenzrisiko
- Sekundäre geistige Behinderungen (z.B. nach Trauma, Operation) + Wesensänderung + Störung der Impulskontrolle + Demenz
Dr. W. Stuhlmann – 2010